Speed-Networking: effizient und attraktiv

Networking
02 Nov 2020 | Autor: Britta Balogh

Mangels Netzwerktreffen, Events und Einladungen müssen wir über die Sozialen Medien, das Telefon, über E-Mails kommunizieren und uns über Online-Treffen vernetzen. Eine interessante Facette ist dabei das Speed-Networking, was sowohl live als auch online funktioniert.
Beim Speed-Networking stehen der Austausch von Geschäftskontakten, die Präsentation der Personen und des eigenen Portfolios im Zentrum. Wenn Unternehmensprofile, Interessen und Bedarfe zueinander passen, kann sich daraus im weiteren Verlauf der Kontaktpflege eine Geschäftsbeziehung ergeben. Ein Geschäft zu generieren ist das Ziel. Mit großem Glück kann es gleich beim ersten Gespräch zu einem bestehenden Bedarf konkret werden. Meist jedoch gehört zum Netzwerken eine langfristige Pflege.
Das Besondere am Speed-Networking ist die Struktur der Veranstaltungen. In dem temporeichen Format steht jedem Teilnehmer ein sehr begrenztes Zeitfenster zur Selbstdarstellung zur Verfügung. Ein Moderator leitet die Teilnehmer an und signalisiert ihnen, dass die Zeit um ist und sie sich zum nächsten Gesprächspartner begeben mögen. Man muss sich also sputen, was nicht bedeutet wenig, gar in unvollständigen Sätzen, oder um so schneller zu sprechen, sondern vielmehr, sich prägnant und interessant vorzustellen, so dass der Gesprächspartner neugierig wird und nachfragt.
Die Gespräche sind entsprechend fokussiert, sodass es um spezifische Fragen und Fakten geht. Üblicherweise gehören dazu:

Arbeiten Sie diese Fakten stur ab, entsteht eher eine langweilige, eintönige Präsentation. Viel erfolgsversprechender ist es, sich an den Elevator Pitch anzulehnen. Betrachten wir dazu nur einmal den ersten Satz: Ihren Vorstellungssatz. In diesem Satz sollte ein Schlüsselwort vorkommen, der sogenannte Anker. Er ist dazu da, aufzuhorchen und sich die Person und/oder das Tätigkeitsfeld zu merken.

Ein Beispiel:
„Guten Abend, ich bin Britta Balogh, ich coache Führungskräfte und Teams und bin auf der Suche nach neuen Auftraggebern“. Das wird Sie vermutlich nicht vom Hocker reißen, noch werde ich so in Erinnerung bleiben. Hingegen beginne ich mit:
„Guten Abend, Britta Balogh, meine Marke und Buchtitel lauten „Benimm ist in!“. Damit stehe ich für…. Spätestens hier brauche ich nicht weiterzureden, da das Wort „Benimm“ sofort eine Reaktion auslöst. Und schon sind wir im Gespräch. Mein Anker, den ich setze, ist also das Wort „Benimm“.

Ein anderes Beispiel:
„Ich bin Gehirnforscher und habe die Gebrauchsanweisung für Ihr Oberstübchen“. Was ist der Anker für Sie in diesem Satz? Was lässt Sie aufhorchen? Was macht Sie neugierig? Was bleibt Ihnen in Erinnerung?
Für mich ist es das Wort „Gebrauchsanweisung“. Sie gehört thematisch nicht in diesen Satz, sondern in ein technisches Umfeld. Mein Ansatz wäre zu fragen: Wie funktioniert die Gebrauchsanweisung? Was machen Sie damit? Und viele Fragen mehr.
Sie sehen, ein erster Satz kann die Kriterien erfüllen und schon sind Sie im Gespräch und im Gedächtnis.

Wenn der Austausch fruchtet, die Geschäftsfelder und weitere Fakten zusammenpassen, ist nach dem Speed-Networking meist Zeit, um den Kontakt zu vertiefen. Aber täuschen Sie sich nicht: Für Kooperationen, Geschäftsabschlüsse und eine nachhaltige Kundenbindung sind deutlich mehr Anstrengungen in Kauf zu nehmen. Das Speed-Networking soll lediglich den ersten Kontakt vereinfachen und durch den besonderen Rahmen quantitativ fördern. Qualitativ hochwertige Kundenkontakte ergeben sich nicht aus einer Minute Präsentation. Sie erfordern weit mehr Engagement.

Daher reicht ein guter Einstieg allein nicht aus. Damit Ihr Engagement von Erfolg gekrönt ist, ob nun online oder offline, benötigen Sie die Beherrschung einiger Soft Skills. Dazu gehören:

Hinzu gesellen sich Geduld, Ausdauer und Interesse an den Menschen. Dies sind wohl die Hauptkriterien. Und ebenfalls ganz wichtig ist: GEBEN STATT NEHMEN.
Netzwerken ist nichts für Egoisten. Geben steht hier ganz klar vor dem Nehmen! Das heißt, helfen Sie Ihren Kontakten mit Informationen oder kleinen Gefälligkeiten weiter, bevor Sie eine Gegenleistung erwarten. Netzwerken lebt vom Austausch und der gegenseitigen Unterstützung.
Mike Sansone, ein Social-Media-Berater, hat die sogenannte 70-20-10-Regel für das Networking formuliert. Demnach sollten Sie:

70 Prozent Ihrer Zeit nutzen, um anderen eine Hilfe zu sein
20 Prozent Ihrer Zeit nutzen, um sich selbst zu präsentieren
10 Prozent Ihrer Zeit nutzen, um die Hilfe anderer in Anspruch zu nehmen

Dabei wird deutlich: Sich ein Netzwerk aufzubauen, erfordert Zeit und Geduld. Dazu gehört, dass Sie die wichtigen Themen des Netzwerkpartners abgespeichert haben und ihn hin und wieder mit für ihn relevanten Informationen versorgen. Das zeigt Ihre Aufmerksamkeit und Wertschätzung. In Vor-Corona-Zeiten gab es zudem die Möglichkeit, die Person zu Veranstaltungen, die für sie interessant sein könnten, mitzunehmen, bzw. die Begleitung anzubieten. Ein Gruß zu Weihnachten, falls bekannt zum Geburtstag, versteht sich von selbst. Es geht um Pflege und um Wertschätzung. Darüber erfahren auch Sie Ihre Wertschätzung und Anerkennung.

Gehen Sie ans Werk, basteln Sie an Ihrem ersten Satz und probieren Sie ihn aus. Holen Sie sich Feedback ein, so dass Sie wissen, wann Sie den „Wow-Effekt“ erreicht haben. Netzwerken bedeutet üben, üben, üben und an dem Auftritt schleifen. Allein, mit einem Sparringspartner, oder in meinen Workshops.

Über Britta Balogh
Britta Balogh ist seit über 20 Jahren selbstständig und seit 2013 auch als Coach
tätig. Als systemischer Coach, Karrierecoach, Speakerin und Autorin unterstützt sie
Führungskräfte und Mitarbeiter, die auf ihrem beruflichen Weg vorankommen wollen.
Ihr Label lautet ebenso wie der Titel ihres Ratgebers: „Benimm ist in!“ Darin
beschreibt sie, wie Business-Etikette, gute Kommunikation und Soft Skills die
Karriere beflügeln.
Sie sagt: „Auf dem heutigen Arbeitsmarkt verschaffen sich Arbeitnehmer einen
Vorteil, wenn sie neben der fachlichen Qualifikation möglichst viele soziale
Kompetenzen vorweisen. Deshalb sollte man den Business-Knigge nicht als
überholte Konvention, sondern praktisch gelebte Bereicherung der Persönlichkeit
verstehen, die zu einem Mehr an Optionen im Beruf verhilft.“
Britta Balogh lebt in Berlin und arbeitet im gesamten deutschsprachigen Raum. In
ihren Blogbeiträgen auf https://www.balogh-coaching.de/blog untersucht sie die
Kommunikation in Unternehmen

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